Was ist Kunst?

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Wikipedia

Nach Wikipedia bezeichnet das Wort Kunst in weitestem Sinne jede entwickelte menschliche Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition basiert. Es handelt sich um Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind.

Kunst ist ein Produkt des Menschen, das durch einen kreativen Prozess entsteht. Die Kunstwerke stehen am Ende dieses Prozesses, können aber auch der Prozess oder das Verfahren selbst sein. Wie die Kunst im gesamten kann auch das Kunstwerk selbst durch das Zusammenwirken von Inhalt und Form gekennzeichnet.

Die Moderne hat unter anderem zahlreiche Kunstrichtungen hervorgebracht, wie auch unter anderem die Fotografie oder das Internet.

Die alten Definitionen von Kunst sind überholt.  Kunst hat sich zu einem Konzept entwickelt, das stets offen ist für neue Interpretationen und sich zu einer globalisierten Erscheinung entwickelt hat. Sie ist zu fließend, um festgehalten zu werden.

Die Entwicklungen in den digitalen Technologien und Künstlicher Intelligenz haben einen wesentlichen Einfluss auf die Kunstlandschaft.

Ich will Ihnen zwei Beispiele nennen, um den Sachverhalt zu illustrieren.

Die Erste entstand während meiner Schülerzeit. Zu jener Zeit hatten wir in der Kunst-Klasse nur einen Tuschkasten und einen Malblock. Der Unterricht wurde von einem älteren Lehrer geleitet, der sein Kunstverständnis in einer Zeit erworben hat, als Bücher verbrannt wurden.

Seine Abneigung mir gegenüber basierte darauf, dass meine Verwandten seit dem 19. Jahrhundert in diesem Dorf Sozialismus, Genossenschaften und Gewerkschaft gefördert haben.

Dies führte dazu, dass ich auch in den Kunst-Unterricht mit negativen Noten eingestuft wurde, was natürlich nicht zu meiner Motivation beigetragen hat.

In einer Parallelklasse, die in einer neu erbauten Schule unterrichtet wurde, war die Zahl der Schülerinnen und Schüler nicht ausreichend und es wurden Schülerinnen und Schüler gesucht, die bereit waren, die Klasse zu wechseln.

Ich bin einer der Ersten gewesen, der sich um diese Plätze beworben hat und es hat auch geklappt.

Im ersten Kunst-Unterricht überlegte ich noch, ob ich meinen Tuschkasten und Malblock vergesse, aber ich war vernünftig.

Eine Lehrerin erschien. Es begann mit einer jungen Frau, die wohl erst vor wenigen Jahren ihre Ausbildung beendet hatte, und zeigte uns Beispiele, und wir bekamen unsere Aufgabe.

Wir sollten ein Bild malen, das den Mond zeigt. Sie ließ uns dabei freie Hand und ich schaute nach rechts und links. Alle versuchten, einen saubereren und ordentlicheren Kreis zu erreichen, als mit einem Zirkel gemalt. Die einen malten den Mond links oben, die anderen rechts oben und einige andere malten ihn in die Mitte. Ich begann ebenfalls mit der Arbeit und versuchte, einen Kreis zu malen. Na ja, er war nicht ganz so rund. Der Kreis wuchs immer weiter, bis er schließlich die gesamte Breite meines Zeichenblattes ausfüllte, was aus der Ferne betrachtet ein Kreis war.

Die anderen bemalten ihren Mond mit gelber Farbe. Ich nahm auch gelb. Es gefiel mir nicht und ich nahm noch eine Farbe, auch jetzt gefiel es mir noch nicht. Ich strich die dritte Farbe. Ich habe das Papier immer feuchter gemacht und um die Konturen herum noch etwas gemalt, was Dunkles, aber keine Sterne, ja der Mond bekam immer mehr Farben. Dann habe ich wahrscheinlich 10 bis 12 Farben aus meinem Tuschkasten genommen, der 20 oder 24 Farben hatte.

Die Lehrerin blickte immer wieder zu den Schülern* und kam plötzlich zu meinem Platz. Ich habe schon heiße Ohren und warte darauf, dass ich eine Fünf bekomme. Sie betrachtete mein Werk, prüfte es eingehend und hielt es hoch, um es den Anwesenden zu präsentieren. Seht ihr, das ist echte Kunst. Die Farben sind so miteinander verwoben, dass der Mond in seiner Vielfalt zu erkennen ist. Ich blickte mit offenen Augen und bekam für das Bild eine Eins.

Das zweite Beispiel

In meinem 18. Lebensjahr spielte die zweite Geschichte eine Rolle. Aufgrund meiner Handwerksausbildung hatte ich zum 18. Geburtstag schon meinen Führerschein und vorher hatte ich aus vielen Teilen ein Auto zusammengesetzt. Das Fahrzeug war ein DKW 3–6 und ja, es trug eine amtliche Kennnummer. Das Kennzeichen hatte zwei Buchstaben. In Hannover haben wir uns mit unserem Kennzeichen den Spitznamen Bauern unterwegs eingehandelt. Anhand des Buchstaben A und der niedrigen dreistelligen Nummer war die Karosserie vermutlich 1950 zugelassen worden. In meinem Auto hatte ich einen überholten Motor eingebaut. Die Reifen waren nicht in Ordnung, aber man konnte mit dem Auto fahren.

Jetzt war ich flexibel und ich hatte richtig Lust, mit meinem Auto loszufahren und über meinen örtlichen Horizont hinaus zu fotografieren.  Meine erste Vorstellung war, das alte Rathaus in Hannover beleuchtet abzulichten.

Ich stellte mich also in der Nähe des Interconti Hotels vor dem Rathaus hin, die Kamera auf ein Stativ und so ausgerichtet, dass die wenigen Autos nicht mit ihrem Licht störten.

Ich habe eine passende Blende gewählt. Das Foto sollte eine gute Tiefenschärfe haben, und ich dachte, vier Minuten sollten genügen.

Und so drückte ich auf den Drahtauslöser und stellte ihn mit der kleinen Schraube fest, damit der Verschluss nicht wieder zuging.

Nach etwa 4 Minuten beendete ich die Aufnahme und war gespannt, was nach der Entwicklung zu sehen sein würde. Ich brachte den Film zu meinem Fotogeschäft, da mein Vater kaum noch Zeit für sein Hobby hatte und ließ ihn dort entwickeln. Es ist nicht nötig, dass ich erwähne, dass es sich um einen schwarz-weißen Film handelte. Die Farbe war Luxus, und ich ging nach ein paar Tagen hin und wollte meine Abzüge abholen. Der Fotograf sprach mich an, zeigte mir das Foto vom Rathaus und wollte wissen, wie ich das hinbekommen habe.

Ich erklärte ihm, wie es funktioniert und er zeigte mir über dem Rathaus den strahlend hellen Mond und sagte mir, so etwas habe ich noch nie hinbekommen. Das ist ein Kunstwerk von einzigartiger Schönheit.

Was lernen wir aus diesen beiden Erzählungen? Kunst ist immer eine Frage des persönlichen Geschmacks. Man kann Kunst studieren, ohne ein Meisterwerk zu schaffen. Man kann etwas schaffen, ohne Kunst zu machen, und das ist Kunst. Kunst ist für mich immer ein einmaliges Werk, und wenn ich versuche, das gleiche Werk noch einmal zu schaffen, wird es immer ein anderes Kunstwerk werden oder vielleicht auch nicht mehr.

Ich sehe in meinen Fine Art Fotos etwas, das für mich Kunst ist.  Ob es andere mögen, das genauso sehen oder bei der Betrachtung der Bilder den Kopf schütteln, ist für mich eine zweitrangige Angelegenheit.

Wie bei einer Ausstellung. Die Bedeutung des Kunstwerks erschließt sich dem Betrachter* erst, wenn der Künstler* es ihm* erklärt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Kunstwerk auch kaufen würde, wenn es mir erklärt werden müsste.

Wenn ich jedoch selbst etwas in dem Kunstwerk sehe, was mich anspricht, mir gefällt, mich mit meinen Sinnen anregt, würde ich das Kunstwerk kaufen, auch wenn der Künstler etwas anderes in dem Werk sieht.

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